Hokuspokus

 

Alle Aufführungsrechte bei:

Deutscher Theaterverlag

Grabengasse 5

69469 Weinheim

 

 

Spielzeit 02/2019 bis 05/2019

Zuschauer: 

 

 

Curt Goetz (17.11.1888 - 12.09.1960) war auf vielfältige Weise dem Schauspiel verbunden: als Theater- und Filmregisseur, als Theater- und Filmschauspieler, vor allem aber als Lustspielautor.

Mit seinem schlagfertigen Witz und seiner scharfsinnigen Ironie, die immer treffend aber nie verletzend wirkte, eroberte er die deutschen Theaterbühnen des 20. Jahrhunderts. "Hokuspokus" war eines seiner erfolgreichsten Stücke und bekam bei seiner Uraufführung am 08.02.1927 in Stettin 28 Vorhänge. Bis zum Sommer des darauffolgenden Jahres gab es mehr als 350 Aufführungen mit seinem Ensemble.

Zum Stück: 

Ein geheimnisvoller nächtlicher Besucher, eine überaus neugierige Nachbarin, ein nasses Kleidungsstück und ein verschwundener Maler sind nur einige der Zutaten zu dieser turbulenten Kriminalkomödie. Doch bevor das Verwirrspiel um die schöne, des Mordes angeklagte Agda Kjerulf beginnt, "ergoetzen" Sie sich mit uns bei der satirischen Abrechnung mit den tragenden Säulen des Theaterbetriebs...

Viel Vergnügen wünschen Ihnen die Mitglieder des Apoldaer Amateurtheaters

Ihr Apoldaer Amateurhteater

Spieldauer: ca. 2 Stunden, ca. 10 Minuten Pause nach dem 1. und 2. Akt.

 

 

BESETZUNG 

Vor- und Nachspiel

 

Theaterdirektor Emanuel Reibach Martin Vollrath
Schauspieler Elfzenthal Joachim Treiber
Dichter Dr. Dummrian Mario Schiege
Kassiererin Zwirschina Helga Schnetter
Kritiker Knorr Peter Thieme
Justizrat Andre Weinberger
   
Hauptspiel

 

Gerichtspräsident Severin Gantrup Martin Vollrath
Olivia, seine Schwester Ilka Müller
Staatsanwalt Tommy Wulkens Joachim Treiber
John, der Kammerdiener Peter Thieme
Per Bille Andre Weinberger
Agda Kjerulf Diana Thein
Anna Seedal, Zimmermädchen Romy Eichhorn
Eusebio Eunano Mario Schiege
Anna Kiebutz Helga Schnetter
Polizist Lukas Reuter
Spielleitung Dr. Erika Block, Lukas Reuter
Bühne / Requisite Mario Schiege
Souffleuse Andrea Minner
Maske Diana Thein, Ilka Müller

Ton/Musik/Licht

Dr. Andreas Pfuch

 

 

Fotos

   
   
   
   
   

 

 

 

 

 

Rezensionen und Kritiken

 

 

 

 

Energische Stirnküsse zur Premiere in Apolda

 

Auftakterfolg: Mit dem Curt-Goetz-Stück „Hokuspokus“ beweisen die Schauspieler des Apoldaer Amateurtheaters erneut ihre Klasse
04. Februar 2019 / 02:45 Uhr

 

Ganz wunderbare Schauspieler: Quasi zum Inventar des Apoldaer Amateurtheaters (AAT) gehören Joachim Treiber, Martin Vollrath und Mario Schiege (von links). Hier sind sie in den Rollen Schauspieler Elfzenthal, Theaterdirektor Emanuel Reibach und Dichter Dr. Dummrian im neuen Stück „Hokuspokus“ zu sehen. Foto: Dirk Lorenz-Bauer

Apolda. Am Ende des Samstagabends, der dem Publikum sogar kostenlos „Pommery“ im Sektglas bescherte, verteilte Martin Vollrath auf seine zackig-raubeinige Art Stirnküsse. Zwei Mal. Und das in der Rolle als strenger, zuweilen selbstgefälliger Theaterdirektor Emanuel Reibach.

Einen der heftigen Schmatzer erhielt sein zumindest ein wenig einfältig wirkender Hausdichter Dr. Dummrian (Mario Schiege) auf den Frontallappen gedrückt. Der hatte nämlich im Nachspiel der sinnig geflochtenen Rahmenhandlung des Curt-Goetz-Klassikers „Hokuspokus“ ein neues Stück aus dem Handgelenk gezaubert, welches das Reibachsche Pleitetheater dank Popularität retten könnte. Zunächst wurde das dem kassenschlagerverdächtigen „Lugemal Miramteller“ zugeschrieben. 

Den anderen Kuss gab es bei der Premiere von „Hokuspokus“ im Apoldaer Amateurtheater für Erika Block. Die langjährige Spielleiterin teilt sich die Arbeit beim neuen Stück mit Lukas Reuter, womit Erika Block den Generationenwechsel einläutete. Sie bedankte sich unter heftigem Applaus für die jahrelange Treue des Publikums, ihr tolles Ensemble, brach unter den Blumensträußen fast zusammen und erhielt als Dreingabe besagten Vollrath -Kuss. 

Falsche Fährten und etliche Aha-Momente 

Die Spielleitungskooperation der Generationen jedenfalls gelang aufs Allerbeste. Das Publikum geriet am Samstagabend ob der klug konstruierten Verwicklungen, falschen Fährten und etlicher Aha-Momente im Kulturzentrum Schloss Apolda schier in Verzückung. Während Erika Block also das Vor- und das Nachspiel verantwortete, übernahm Reuter den Hauptteil. Beides gelang. Den Abend dürfte kein Gast bereut haben. 

Zunächst beginnt das ganze Theater, in dem es sich letztlich um die Liebe dreht, mit einer Krisensitzung. Der Theaterdirektor lässt die „böhmelnde“ Kassiererin Zwirschina – top besetzt mit Helga Schnetter – auf die betrüblichen Fakten in der Kasse blicken und verkündet hernach, dass es mit dem Laden nun aus ist. Die Gründe sind klar: Das Personal taugt nichts. Deren kulturelle Impotenz bereite ihm quasi sein Grab. Erst recht der Dummrian, der ja nix liefere, poltert Reibach los. Bloß zum Bierholen kann man ihn gebrauchen. Der Tollpatsch marschiert gehorsam los, während die letzte Chance fürs Haus, eben das Stück „Hokuspokus“, in den Probebetrieb geht, wobei es den Zuschauer auch in einen Gerichtssaal verschlägt. 

Verhandelt wird dort der mutmaßliche Mord der verführerisch dreinblickenden Agda Kjerulf (Diana Thein) an ihrem älteren Maler-Gatten. Kokett und ihres Freispruchs sicher tritt die Dame auf. Bei einer Bootspartie soll der Mord nach der Vorstellung von Staatsanwalt Tommy Wulkens, alias Joachim Treiber, geschehen sein. Die Flecken am weißen, blau betupften Kleid könnten indes auch solche von Gras und wegen eines Liebesspiels eben dort auch auf den Stoff geraten sein, was Eusebio Eunano (M. Schiege) von der „Wäscherei Böhm“ näselnd und am Hut nestelnd bei der Befragung vor Gericht eilfertig bestätigt. Der Staatsanwalt versucht dennoch, aus Tatsachen und Vermutungen handfeste Beweise gegen Agda zu stricken, was der smart und distinguiert auftretende Rechtsanwalt Dr. Peer Bille (André Weinberger) zu verhindern weiß. Mit Weinberger hat das Amateurtheater inzwischen neben den alten Hasen ein weiteres Talent auf den Brettern. 

Von André Weinberger ist noch viel zu erwarten

Er trat als Peer Bille bereits zuvor in Erscheinung, als er dem zunächst zur Verurteilung von Agda neigenden Gerichtspräsidenten Severin Gantrup (Martin Vollrath) am Beispiel einer fingierten Gift-Mord-Geschichte bewies, wie schnell man einen Unschuldigen einer vermeintlichen Straftat überführen kann. Kurzum: Die Manipulation lauert überall, weswegen es gilt, genau hinzusehen. Schlussendlich wird die Schöne, diese „kleine verlorene Ziege“, die bereits neues Leben unterm Herzen trägt, nicht verurteilt. Kindsvater – und das ist eine der Überraschungen – ist der Mann, den sie angeblich ermordet haben soll. Indes, er ist quicklebendig, nun aber aalglatt rasiert und seine Gemälde verkaufen sich nach seinem vorgetäuschten Tod endlich auch wie geschnitten Brot. Tja, was wollen Kjerulfs mehr.

Das Stück trifft den Nerv von Reibach , der die Renaissance seines Theaters wittert. – Auch das Publikum vor der Bühne ist rasend vor Begeisterung. „Es lebe der Kitsch, der aus der Hand geschüttelt wird.“ Es lebe Dummrian. Es lebe das, was gekonnt und insbesondere gewollt ist. Dass Letzteres auf das neue, großartige Stück zutrifft, kann hier zweifelsfrei bejaht werden. 

Dirk Lorenz-Bauer / 04.02.19, Thüringer Allgemeine: