Apoldaer Amateurtheater begeistert mit Komödie von
Hasenclever
Spielwitz und Leidenschaft auf der Bühne. Premiere am Wochenende war ebenso
ausverkauft wie die nächsten zehn Vorstellungen
27. Februar 2018 / 03:00 Uhr
Gast Sascha Köhler (links) mit Heiratsschwindler Hugo
(Martin Vollrath) und der begehrten Tochter
Lia Compass (Diana Thein). Mehr
Bilder gibt es in einer Diaschau im Internetauftritt
der Lokalredaktion
Apolda.
Foto: Klaus Jäger
Apolda. „Extrablatt, Extrablatt! Skandal im Hause
Compass!“ – Es war schon drollig, wie Fritze, der Zeitungsjunge,
gespielt von Moritz Freund, durch die Reihen ging und die neuesten
Nachrichten an den Mann respektive die Dame zu bringen suchte.
Doch nicht nur die kleine Einlage sorgte für Lacher im
Publikum. Das Ensemble des Amateurtheaters Apolda verstand es insgesamt, die
Gaunerkomödie „Ein besserer Herr“ mit Leidenschaft und Spielwitz
umzusetzen. Kein einfaches Unterfangen, weiß Regisseurin Dr. Erika Block.
Ist doch der Humor von Walter Hasenclever, aus dessen Feder das Stück
stammte, das am Samstag im Schloss Premiere feierte, ein ganz anderer als
der etwa von Curt Goetz, der sich ja in den letzten 20 Jahren quasi zum
Hausautor des Theaters qualifizierte.
Das Stück selbst weißt alle Komponenten eines guten
Boulevardschwankes auf. Im Wesentlichen dreht es sich um eine Tochter aus
reichem und gutem Hause sowie einen Heiratsschwindler, der in ihr seine
Meisterin finden wird und seinen Beruf – nein, das wäre vorgegriffen, das
gehört hier nicht her.
Die Figuren boten genügend Raum für die
schauspielerische Entfaltung des Ensembles. Joachim Treiber (als Luis
Compass) gab einen wunderbar arroganten und geschäftsmäßig kühlen Vater
ab. „Schnelle Entscheidungen, klare Dispositionen“ fordert der vielbeschäftigte
Börsenhai. Tochter Lia (gespielt von Diana Thein) fällt ihm um den Hals,
als er sich entschließt, sie zu verheiraten. Doch ach, die Männer sind gar
zu langweilig, findet sie.
Derweil bemüht sich der Heiratsschwindler Hugo Möbius
(Martin Vollrath) nicht nur um die Witwe Gertrude Schnütchen (Krimhild
Eigenstetter-Oschmann). Sein Faktotum Rasper (Mario Schiege) führt eine
ganze Kartei von Damen, die von Hugo regelmäßig bezirzt und oder beglückt
werden. Dass das Spiel von Vollrath etwas überbetont daherkam, ist sicher
der Rolle geschuldet. Dafür durfte Mario Schiege sein komödiantisches
Talent ungebremst und mit großer Freude ausspielen.
Lias Mutter Maria war eine Glanzrolle für Ilka Müller.
Ganz Dame durfte sie alle Attitüden der reichen Lady zeigen – einschließlich
einer Ohnmacht, die sie in die Arme von Hauptmann von Schmettau warf. Dieser
wurde von Sascha Köhler gespielt. Der populäre Apoldaer Sänger und
Kindergärtner überraschte bei seinem ersten Auftritt als Schauspieler als
Naturtalent – fast schade, dass er auf so vielen Hochzeiten tanzt, dass
ein festes Engagement wohl nicht möglich ist.
Einen Gastauftritt gab es auch für Nicole Sachsenweger.
Sie spielte hinreißend verführerisch die lebenslustige junge Aline, die
„Jungfer“ der Familie Compass, die eine kleine Affäre mit dem Sohn
Harry Compass (Lukas Reuter) unterhielt.
Andere feste Mitglieder des Ensembles wie Peter Thieme,
Helga Schnetter, Romy Eichhorn und Cynthia Thein hatten kleinere Auftritte
in dem Stück. Souffleuse Andrea Minner musste nur selten Hilfestellung
geben, und die Bühnentechnik unter der Obhut von Dr. Andreas Pfuch
funktionierte ohne Beanstandungen.
Zwei Stunden Theatervergnügen war das Versprechen des
er Amateurtheaters, das die engagierte Truppe einmal mehr einlöste. In den
letzten 20 Jahren hat sich das Ensemble so einen festen Besucherstamm
erarbeitet, dass fix sein muss, wer Karten für eine Aufführung ergattern
will. Und das ist die einzige schlechte Nachricht zum neuen Stück: Die zwölf
geplanten Aufführungen sind bereits jetzt vollständig ausverkauft. Eine
Nachfrage nach zurückgegebenen Karten im Buchladen Apolda ist aber möglich.
Klaus Jäger / 27.02.18
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